Fremde Personen für Umfragen ansprechen lernen


Eine Frau führt eine Umfrage mit fremden Personen durch
Inhaltsverzeichnis
  1. Fremde Personen für Umfragen ansprechen lernen
  2. Verlasse aktiv deine Wohlfühlzone
  3. Nutze das Internet
  4. Übe das Ansprechen bei jeder Gelegenheit
  5. Denke dir einen überzeugenden Ansprechsatz auf
  6. Gehe jede Umfrage in einem Probelauf durch

In vielen Studiengängen sind Umfragen wichtig, um präzise, vielfältige und vor allem realistische Daten zu bekommen. Das Problem daran: Bei vielen Methoden von Datenerfassung und vor allem Datenerhebung ist es notwendig, fremde Personen anzusprechen. Beispielsweise beim Nutzen von Fragebögen und in Einzelinterviews.

Du musst definitiv nicht ungewöhnlich stark introvertiert sein, um damit gewisse Schwierigkeiten zu haben. Im Gegenteil, sehr vielen Personen liegt es (zunächst) nicht, einfach auf wildfremde Menschen zuzugehen; oftmals sogar aus „heiterem Himmel“ heraus, ohne ein entsprechendes Umfeld.

Vor allem für die aktuelle Generation von Studierenden ist das oftmals eine besondere Herausforderung. Hat deinesgleichen doch mitunter schon einige Semester unter Pandemiebedingungen verbracht – mit einem vielfach geringeren Stellenwert zumindest persönlicher Umfragen. Allmählich jedoch kehren vielerorts Hochschulen zum Normalbetrieb zurück, womit sämtliche Methoden der Umfrage wieder notwendig werden.

Das ist kein Grund zur Sorge, denn immer kannst du lernen, solche Ansprachen durchzuführen und damit deine Daten stets unkompliziert und auf hohem Niveau zu bekommen.
 

Verlasse aktiv deine Wohlfühlzone

Wenn es Überwindung kostet, Fremde anzusprechen, aber dennoch möglichst viele Dritte befragt werden müssen, machen viele Studierende es sich etwas zu einfach. Sie gehen schlicht auf Kommilitonen zu, sprechen Kollegen an oder ziehen einfach ihren Bekanntenkreis hinzu – oft verbunden mit der Bitte, eine Umfrage an andere Bekannte weiterzuleiten.

Das ist aus mehreren Gründen keine Dauerlösung:
 
  • Die Mitglieder dieser Gruppe sind meist nicht zufällig oder gezielt genug ausgewählt. Fragst du beispielsweise nur Freunde oder Kommilitonen, wird der Altersschnitt stark limitiert. Dadurch können die Daten teils völlig verzerrt werden
  • Diese Menschen kennen und mögen dich. Sie haben also eine persönliche Bindung zu dir. Dadurch könnten sie zu sozialer Erwünschtheit tendieren. Du erhältst also Antworten, von denen diese Personen annehmen, dass sie entweder dir entgegenkommen oder einer angenommenen Mehrheitsmeinung entsprechen

Zudem wirst du mit jeder weiteren Erhebung tiefer in deiner Wohlfühlzone gefangen. Du bekommst also nicht nur wahrscheinlich schlechtere Daten, sondern wirst immer unsicherer darin, echte Fremde anzusprechen.

Dir nahestehende Personen sind teilweise wirklich gut, um dein generelles Auftreten und Verhalten bei Umfragen zu trainieren. Deine echten Daten solltest du jedoch unbedingt bei anderen, bei Fremden, erheben.
 

Nutze das Internet

Das unmittelbare Ansprechen von Umfragepersonen ist für viele Menschen schwierig. Und zumindest, bis du darin geübter bist, kannst du dich durchaus auf weniger direkte Kontaktmethoden stützen. Vorgehensweisen, bei denen zwar immer noch ein persönlicher Kontakt besteht, aber wenigstens der Erstkontakt nicht von Angesicht zu Angesicht erfolgt.

Damit wären wir beim Internet. Das bietet dir grundsätzlich einige Vorteile:
  • Du musst niemanden direkt ansprechen, bekommst jedoch alle Vorteile echter menschlicher Umfragepartner. Das erleichtert es nicht zuletzt vielen Personen, sich deinen Fragen zu öffnen. Menschen, die Face-to-Face vielleicht zögern würden
  • Deine ganze Person und alle damit verbundenen Beeinflussungsfaktoren und somit Fehlerquellen fallen ersatzlos weg. Du bist nur ein Name, vielleicht sogar lediglich ein Pseudonym. Das erleichtert es deinem Gegenüber ebenfalls
  • Falls eine sehr spezifisch umrissene Zielgruppe nötig ist, kannst du sie auf entsprechenden Boards, in Foren, Social-Media-Gruppen usw. ungleich einfacher finden als an jedem anderen Ort. Damit werden sogar Umfragen zu sehr spezifischen Nischenthemen möglich. Das Glücksspiel hat ebenso eigene spezielle Communities wie es beispielsweise bei Senioren der Fall ist, Menschen mit seltenen Krankheiten, Beamte, Gamer, Fans von Gelände-Wohnmobilen und Sportler – für praktisch jede spezifische Gruppe gibt es Anlaufstationen im Netz
  • Durch die überwiegend schriftliche Natur des Internets können sich deine Umfragepartner mitunter deutlich mehr Zeit nehmen, um die Fragen für sich zu erörtern und ihre Antworten abzuwägen. Das gibt nicht zuletzt dir die Chance auf präzisere, ehrlichere Daten

Zugegeben, das Web ist nicht der Weisheit letzter Schluss für jede Form von Umfrage. Aber es kann dich immer zumindest unterstützen – und vielleicht so manchen Kontakt anbahnen, der offline niemals zustande gekommen wäre.
 

Übe das Ansprechen bei jeder Gelegenheit

Viele Menschen, die schlecht Fremde ansprechen können, haben dieses Problem deshalb, weil sie sich sorgen, sie könnten dabei unverständlich wirken. Sei es, weil:
 
  • ihnen die richtigen Worte in diesem Moment nicht einfallen wollen
  • sie sich um ihre Aussprache sorgen
  • sie befürchten, nicht richtig verstanden – oder gar ausgelacht – zu werden

Hierbei haben wir es prinzipiell mit einer Sonderform des ganz normalen Lampenfiebers zu tun. Also eine mehr oder weniger starke soziale Phobie, die selbst langjährige Schauspielprofis erfassen kann. Letztlich haben Menschen, die darunter leiden, Angst davor, negativ beurteilt zu werden.

Grundsätzlich:

Dein Gegenüber sind Fremde und werden es nach deiner Befragung bleiben. Es kann dir deshalb völlig gleich sein, was diese Personen über dich denken, solange sie nur die für deine Datenerhebung nötigen Antworten liefern.

Davon abgesehen solltest du jedoch immer wieder das Sprechen trainieren. Das geht sowohl bei grundständigen Übungen als auch zielgerichtetem Umfrage-Training weitgehend allein:
 
  • Tritt seitlich vor einen Spiegel, um dich sozusagen selbst überraschend zu treffen. Achte dabei auf deine Mimik, die Gestik und die Körperhaltung. Justiere gegebenenfalls so lange, bis du dir selbst sympathisch erscheinst
  • Zeichne eine „Zielperson“ auf ein Stück Papier. Dann nutzt du dein Handy, um dich per Film oder Diktierfunktion aufzunehmen, wie du die „Person“ ansprichst. Achte dabei auf Momente, bei denen du hängenbleibst, zu leise, schnell oder im Dialekt sprichst. Dann trainiere so lange, bis du es abstellen kannst
  • Ziehe einen guten Freund hinzu. Jemanden, zu dem du einen ausnehmend guten Draht hast. Diese Person soll den „unangenehmen Ansprechpartner“ geben. Sie liefert also nur patzige Antworten, gibt sich unwirsch und generell wie jemand, vor dem du beim Ansprechen auf der Straße am meisten Angst hättest. Je häufiger du dich in einer solchen Extremsituation wiederfindest, desto mehr stellt sich dein Gehirn darauf ein. Es baut diesbezügliche Ängste ab und Routine auf

Dein Vorteil: Bei den meisten Menschen dreht sich die Angst nur um den Moment der Kontaktaufnahme. Ist diese Phase überwunden, hat man einen Zugang zu den Personen und kann meist deutlich freier mit ihnen interagieren. Es geht für dich deshalb darum, diese ersten Momente so lange zu trainieren, bis sie dir nicht mehr ungewohnt vorkommen.
 

Denke dir einen überzeugenden Ansprechsatz auf

Tatort Fußgängerzone. Um stringente Daten zur Beliebtheit von Regierenden zu erhalten, musst du Menschen unterschiedlicher Altersgruppen Face-to-Face ansprechen und befragen.

Dein Gehirn wird dabei versuchen, dich zu Menschen zu steuern, die dir aus irgendeinem unterbewussten Grund sympathischer erscheinen. Damit geht naturgemäß ein großes Risiko einher, verfälschte Daten zu bekommen.

Der Trick: Du denkst dir einen überzeugenden, bei allen Personen beibehaltenen Ansprechsatz aus. Dessen Inhalt besteht aus mehreren Teilen (die kursiv gestellten Worte sind Beispiele, wie es ablaufen kann):
 
  • Der direkte Gruß, um die Ansprache einzuleiten -> Schönen guten Tag/Morgen/Abend
  • Eine Höflichkeitsfloskel, um diese ungewohnte Störung zu entschuldigen -> entschuldigen Sie bitte die Störung
  • Eine Legitimierung deiner Person, um die Störung zu rechtfertigen -> Mein Name ist XYZ, ich studiere an der Hochschule Neustadt Politikwissenschaften
  • Die Einleitung des eigentlichen Kontakts -> für meine Kursarbeit zum Thema Politikverdrossenheit benötige ich viele Meinungen über die Glaubwürdigkeit moderner Politiker
  • Rechtfertigung deiner Ansprache genau dieser Person -> Sie passen genau in meine Zielgruppe
  • Höfliche Frage nach Bereitschaft zur Teilnahme -> deshalb möchte ich Sie fragen, ob Sie vielleicht fünf Minuten Zeit hätten, um mit mir hier einen Fragebogen durchzugehen
  • Gegebenenfalls abschließende Versicherung -> ich benötige nicht Ihren Namen und die Angaben werden absolut vertraulich und ausschließlich hochschulintern gehandhabt

Wenn du bei jeder Person nach einem solchen Schema vorgehst und dabei immer dieselben Worte benutzt, musst du dir nie Gedanken um die Wortfindung machen. Außerdem wird dein Gehirn zu sehr damit beschäftigt sein, die einstudierten Sätze auszusprechen, um noch großartig Lampenfieber zu empfinden.
 

Gehe jede Umfrage in einem Probelauf durch

Neben der direkten Angst vor Ablehnung ist es meist die Sorge davor, diese Ablehnung durch eigenes Fehlverhalten hervorzurufen. Du stolperst auf dem Weg zum Ansprechpartner, ein Windstoß fegt dir das Blatt mit den Fragen hinfort oder die Seiten sind völlig durcheinander.

Selbst, wenn du alle anderen Punkte dieses Textes durchführst, können dich solche Fehler – die eigentlich nur Lappalien sind – aus dem Konzept bringen. Bevor du eine Umfrage angehst, solltest du deshalb alles sorgsam vorbereiten und einen Probelauf durchführen:
 
  • Sortiere deine Fragen so, wie du sie später stellen wirst
  • Verpacke alles auf eine Weise, durch die es griffbereit ist. Und präge dir ein, was du wo deponierst
  • Gehe die Fragen mit einem Bekannten durch. Dabei fällt es überdies schnell auf, wenn Fragen unklar oder grammatikalisch falsch gestellt sind
  • Übe dabei, immer mit einem freundlichen, offenen Gesicht auf die Personen zuzugehen – lass dir jedoch von deinem Bekannten einen Hinweis geben, wenn dein Lächeln künstlich wirkt

Vor allem aber sage dir immer wieder eines vor:

Es ist nur eine Umfrage. Du musst niemandem etwas verkaufen, es gibt immer genügend andere Menschen, die du ersatzweise befragen kannst.

Du wirst definitiv auf ablehnend auftretende Personen treffen. Das ist jedoch völlig normal und passiert selbst sehr extrovertierten Persönlichkeiten ständig.